Andreas Diefenbach
Werkstattleiter Siebdruck und Risographie

Andreas Diefenbach ist seit Herbst 2024 Werkstattleiter für Siebdruck und Risographie an der Hochschule Mainz.
Neben dieser Tätigkeit arbeitet er als freischaffender Künstler in Frankfurt am Main und lebt in Idstein im Taunus. Diefenbach studierte Freie Malerei bei Michael Krebber und und Film bei Monika Schwitte an der Städelschule in Frankfurt. 2006 Abschluss als Meisterschüler.
Malerei als offene Auseinandersetzung
In geschlossenen Systemen enden Entwicklungen absolut, der Mensch ist jedoch ein offenes kybernetisches System, also eine Art komplexes Regulationssystem ohne Grenzen. Fast alle Systeme in der Natur sind offene, nicht-lineare Systeme.
So verstehe ich auch meine polydimensionale Malerei, die immer pop-kulturell verankert ist und die nicht nur das Artefakt, sondern auch die Wege dorthin als polydimensional oder multimedial bezeichnet. Alle Teilsysteme sind auf komplexe, nicht-lineare Weise vernetzt und treten in Wechselwirkung miteinander. Deshalb gehört für mich zur Malerei deren Historie, Philosophie, Film, Musik, Literatur, Grafik, Wissenschaft, Geschichte und Zeitgeschehen.
In den letzten zwanzig Jahren habe ich meine Malerei konstant vorangetrieben und weiterentwickelt. Sieb- und Transferdrucktechniken sind dazugekommen. Meine Malerei ist abstrakter und meine Collagen sind grafischer geworden - Hybrid Pop. Die theoretische Auseinandersetzung mit der Malerei in ihrer Polydimensionaltät hat dabei ebenso ihren Raum wie die praktische Beschäftigung mit Techniken und Medien der Bildfindung. Ein beständiges Oszillieren zwischen planerischem Vorgehen und uneingeschränktem Experiment.
Meine künstlerischen Projekte der letzten zwanzig Jahre – neben der Malerei, die gleichsam deren Kulminationspunkt bildet – laufen in einem Punkt zusammen: Es geht mir immer darum, die Grenzen eines Mediums im Austausch mit anderen Disziplinen zu erweitern. Durch diese Projekte sind oft bleibende, neue Räume für den interdisziplinären Austausch von Künstler*innen entstanden. Sie verzahnen Kunst, Musik, Kochen, Nachhaltigkeit und Mode.
Durch die Corona-Pandemie und ihre Folgen ist die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen noch stärker in den Fokus meiner künstlerischen Arbeit gerückt: Fragen nach Nachhaltigkeit, Umgang mit Ressourcen, dem Wert von Arbeit und Handwerk. In meinem Projekt Open House nehme ich diese Fragen als Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit Mode und Konsum. In deren Zentrum steht eine Mode-Edition, die über ihre Gestaltung aktuelle Konsummuster dekonstruiert. Ich entwerfe Jacken, Hemden und Hosen, die im Sinne von Zero-Waste aus bereits vorhandenen Materialien genäht werden, um ein in Herstellung und Funktionalität nachhaltiges ästhetisches Produkt zu entwickeln. Jedes Stück ist daher ein Unikat.
1998 war ich Mitbegründer des Hamburger Off-Spaces Hinterconti. Dieser besteht bis heute. Ferner habe ich 1999 reis* (experiment+hop) in Hamburg/St.Pauli gegründet, einen Plattenladen, Label und Büro ganz im Geiste von Claes Oldenburgs Shop oder Kippenbergers Büro.
Ich arbeite häufig eng mit unterschiedlichen Musikern zusammen. Aus einem Workshop mit dem Musiker Felix Kubin an der Städelschule entstand die erste Veröffentlichung auf dem von mir gegründeten Label Stadl Records auf Vinyl. Mittlerweile sind fünf Tonträger aus weiteren Soundworkshops veröffentlicht (Carl Michael von Hauswolff, Eric D Clark, James Thirwell, etc.). 2005 wurde durch die große Nachfrage dort ein Soundstudio eingerichtet. Dieses wird bis heute noch rege genutzt.
Seit 2004 moderiere ich eine monatliche Radiosendung namens Midnight Drones bei Radio X in Frankfurt. Dort spiele ich drei Stunden zeitgenössische experimentelle Popmusik.

UV Druck, Öl, Lack auf Leinwand, 180 × 150 cm

UV Druck, Öl, Lack auf Leinwand, 180 × 150 cm

UV Druck, Öl, Lack auf Leinwand, 180 × 150 cm


2019, UV Druck, Öl, Lack auf Leinwand, 180 × 150 cm
Fotografien: Wolfgang Günzel/Frankfurt