limen – Die Reise eines Charakters
Das Wort liminal oder Liminalität kommt von dem lateinischen Wort „limen“, welches übersetzt Schwelle bedeutet. Es beschreibt die Existenz von physischen, mentalen oder zeitlichen Zwischenräumen. Der liminale Zustand ist ein Raum des Wandels, ein Moment zwischen dem, was war und dem, was kommt, und ein Ort des Verweilens.
2013 wurde der Begriff in einem Internetforum namens 4chan aufgegriffen und auf die physische Welt angewandt. Es entsteht ein Sammelort für Aufnahmen von sogenannten Liminal Spaces: Orte, die in vielen Menschen Unbehagen und diffuse Angst auslösen und sich so anfühlen, als sei die Realität in diesen verändert oder als eröffneten sie den Weg in Parallelwelten. Eine entscheidende Eigenschaft dieser Räume ist ihre Leere.
Der animierte Kurzfilm limen zieht seine Zuschauer*innen sowohl inhaltlich als auch visuell in einen solchen liminalen Raum. Er*sie begleitet die Protagonistin auf einer einsamen Wanderung durch eine Schneelandschaft, findet mit ihr einen Ausweg, entdeckt schließlich neue unbekannte Wege und schöpft neue Hoffnung. Der Kurzfilm widmet sich einem Moment des Wandels im Schicksal eines Charakters und lässt sowohl diesen Charakter als auch seine Zuschauer*innen in einer Ungewissheit, die zu einer persönlichen Interpretation einlädt und dem*der Zuschauer*in auf diese Weise Raum gibt, Teil des Gesehenen zu werden. Über verschiedene gestalterische Mittel wie Komposition, Line-Art, Schnitt und Character Design schafft der abstrakte Kurzfilm die Darstellung von Liminalität und untermalt den verlorenen Zustand der Figur sowie die Flüchtigkeit des erlebten Moments.
Das frame-by-frame animierte Projekt ist als Bachelor-Arbeit in den Programmen Clip Studio Paint, Adobe Animate, Adobe Premiere und Adobe After Effects entstanden.
Text und Film/Titelbild: © Manijé Angaji