Was ist Design?
Ein Beitrag von Petra Eisele, erschienen in der Juni-Ausgabe 2022 der Design-Zeitschrift form

Design ist nicht neutral.
Design entsteht in sozialen, technologischen, wirtschaftlichen und politischen Kontexten. Design wirkt in unsere Gesellschaft hinein und von dort wieder zurück auf unser Verständnis von Design.
Design ist nicht neutral.
Soziale Realitäten sind divers und vielfältig. Mit dem, was Designer*innen erschaffen, repräsentieren und prägen sie zugleich Werte unserer Gesellschaft, sie entwerfen Vorstellungen unserer Welt.
Design ist nicht neutral.
Es erschwert oder erleichtert Zugang zu Wissen oder Informationen, ermöglicht oder verhindert Unterstützung und Selbstermächtigung.
Design ist nicht neutral.
Designerinnen eliminieren oder betonieren Hierarchien und grenzen aus. Sie entscheiden darüber, wer ihr Design nutzt: Für wen entwerfen sie? Für sich selbst? Für designaffine junge weiße Europäer*innen einer gehobenen Mittelklasse? Oder vielfältiger, diverser, inklusiver?
Design ist nicht neutral.
Design behandelt vordergründig alle gleich − als Konsument*innen, deren Wünsche (oft für etwas, das eigentlich keine*r braucht) in einem unendlichen Kreislauf zunächst geweckt und dann befriedigt werden. Design kann aber auch Perspektiven bieten jenseits sozialer Distinktionsrituale und klassistischer Elitefantasien.
Design ist nicht neutral.
Design definiert auch Gender. Designer*innen können in ihrer Gestaltungspraxis eigene Vorurteile und stereotype Geschlechternormen hinterfragen, sich für Gleichstellung einsetzen. Denn: Wie Gestaltung ist auch Feminismus eine alltägliche Praxis, eine Art zu denken und zu handeln.
Design ist nicht neutral.
Design kann Überflüssiges vermeiden und echte Verantwortung übernehmen bei der Entwicklung nachhaltigerer Systeme jenseits oberflächlicher buzzwordartiger Greenwashing-Strategien.
Design ist nicht neutral.
Es kann bereits im Entwurf die Umstände berücksichtigen, unter denen es hergestellt wird, aber auch danach fragen, wie es Benutzer*innen damit geht.
Design ist nicht neutral.
Design wird von unseren Werten und Wünschen geformt, kann aber auch Gefühle wecken und Beziehungen herstellen.
Design ist nicht neutral.
Bestätigt nicht die Ausnahme die Regel? Designer*innen können den Spieß einfach umdrehen: Spekulative Design-Experimente eröffnen eine nie gedachte Vielfalt ungewohnter Möglichkeiten. Gestalterische Antworten auf all die anderen Fragen jenseits der Norm.
Design ist nicht neutral.
Design bezieht Position.
Der vollständige Artikel findet sich in der form 296 – Generationen