
Die Hochschule Mainz legt großen Wert darauf, technisch mit der Zeit zu gehen. So haben Studierende die Möglichkeit, an neuen Computern digitale Arbeiten zu erstellen. Aber was die Hochschule so einzigartig macht, sind ihre Werkstätten; So gibt es hier viele Möglichkeiten analog zu arbeiten und so zu einzigartigen Ergebnissen zu kommen.
Ein Bereich der Werkstätten sind die Fotostudios der Hochschule. Hier kann man den korrekten Umgang mit Kameras und weiterem Equipment lernen. Neben Blitzanlagen gibt es eine Auswahl an Objektiven für digitale Vollformat-Kameras, analoges Kleinformat und Mittelformat. Man lernt außerdem, wie man in der Dunkelkammer seine analogen Filme selber entwickelt und vom Kontaktabzug zu seiner eigenen Vergrößerung kommt – eine spannende Möglichkeit, sein Wissen in die Fotografie und ihre technischen Vorgänge zu vertiefen.
Seit 1991 ist Friedel Jörger Assistent und unterrichtet die Fototechnik, hier an der Hochschule. Wir haben uns in seinem Büro getroffen, und er erzählte von den Werkstätten und der Wichtigkeit der analogen Fotografie.
Andrea Schrader, Aufgabe: 36 Bilder eines Objektes Daniel Becker, Aufgabe: 36 Bilder eines Objektes
Schönen guten Tag! Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast für dieses Interview. Magst du dich einmal kurz vorstellen und deine Rolle hier an der Hochschule erklären?
Schönen guten Tag, meine Name ist Friedel Jörger. Ich führe die neuen Studenten*innen in die Fototechnik ein. Mit theoretischen und praktischen Kursen werden die Gestaltungsmöglichkeiten der Fotografie (Blende, Bildwinkels, Belichtungszeit etc). vermittelt. Wir legen über Jahre hinweg an unserer Hochschule einen großen Wert auf die analoge Fotografie. Es ist ein Einstieg in ein bewusstes Fotografieren bzw. bewusstes Sehen.

Mit der Belichtung von Schwarz-Weiß-Filmen, der Entwicklung und anschließender Vergrößerung auf Fotopapier verlangsamen wir den fotografischen Prozess. Die Beurteilung der Intervall-Test-Belichtungen und damit der Entscheidung für die Gradation des Fotopapiers, der Bestimmung der notwendigen Belichtungszeit, die "haptische" Erfahrung des Nachbelichtens bzw. des Abwedelns bei der Vergrößerung sensibilisiert die Studenten*innen für eine digitale Bildbearbeitung mit Photoshop. Eine weitere Reduzierung ist der Verzicht auf Farbe, wir arbeiten am Anfang nur mit Schwarz-Weiß-Materialien. Kontrast, Graustufen und Brillanz der Bilder stehen dabei im Fokus.
Das heißt bewusst limitieren, auch beispielsweise durch die technische Gegebenheiten, da man zum Beispiel eben keine unendlich vielen Auslösungen machen kann, wie bei einer Digitalkamera.
Ja, der Prozess der bewussteren Bildgestaltung beginnt schon mit der Wahl eines analogen Films. Wir haben nur 36 Bilder. Diese sind jedoch, anders als mit der digitalen Kamera, noch nicht sofort sichtbar. Diese "Verknappung" und "Unsicherheit" fördert eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Bild.

Dies kann ich selber bestätigen: Ich habe in meiner ersten Übung im Kurs ein Shooting mit einer Band gemacht. Die damals entstandenen Fotos wurden über Jahre hinweg noch von der Band genutzt! Nun hat man also in einem der beiden Studios im Haus fotografiert, in der Dunkelkammer seine Bilder entwickelt und vergrößert: Was sind die weiteren Schritte der Verarbeitung, die man in der Hochschule vornehmen kann?
Wir haben in unserer Hochschule mehrere Möglichkeiten, analoge oder analoge Fotografien zu bearbeiten. Neben der digitalen Dunkelkammer, mit technisch sehr hochwertigen Hasselblad-Scannern und kalibrierten Monitoren, haben wir im Mac-Pool (Macintosh-Rechner) natürlich das Bildbearbeitungsprogramm Adobe Photoshop. Hier stehen den Studenten*innen auch mehre Scanner für Auf- und Durchlicht im DIN A3 Format und spezielle Kleinbildscanner (Nikon) zur Verfügung. Somit wird sehr wohl auch das digitale Arbeiten im Hybrid-Verfahren an der Hochschule mit Hilfe der vorher gewonnen Erfahrungen möglich.