Gender im Design
Namen weiblicher Designerinnen entdecken, unbekannte Informationen recherchieren, neue Zusammenhänge erschließen und gemeinsam über aktuelle postfeministische Entwicklungen diskutieren – dieser Aufgabe verschrieb sich ein Theorie-Seminar unter der Leitung von Prof. Dr. Petra Eisele

Designerinnen als Ausnahme
Bis heute orientiert sich Designgeschichte im Wesentlichen an männlichen Protagonisten. Ihnen werden zentrale gestalterische Innovationen zugeschrieben. Entsprechend verzeichnen Standardwerke zum Produkt- und Grafikdesign, aber auch zur Typografiegeschichte kaum Namen von Designerinnen – wenn doch, werden immer dieselben Namen genannt, oftmals in Verbindung mit Männern: Designerinnen tauchen als Assistentinnen, Musen oder Geliebte, manchmal auch als Schwestern auf; die „Moderne“ inszeniert ideale, vermeintlich gleich berechtigte Designerpaare. Erst in jüngster Zeit werden starke Designerinnen sichtbar, die sich mit ihren Entwürfen international behaupten.
Forschendes Seminar
Was läge also näher, als in einem Seminar grundlegend nach Namen, gestalterischen Positionen und Lebenswegen von Designerinnen zu forschen; danach zu fragen, warum Designerinnen – oftmals bis heute – als Ausnahme verstanden werden; danach zu fahnden, welche Rahmenbedingungen ihre Ausbildung lange reglementiert haben, aber auch welche individuellen Strategien sie immer wieder zu bemerkenswerten Erfolgen geführt haben.
Wikipedia-Publikationen
Auf der Online-Enzyklopädie Wikipedia finden sich Biografien über zahlreiche Personen, auch über Designer:innen. Auffällig ist allerdings, dass zahlreiche Namen von Designerinnen fehlen, denn nur 16,3 Prozent aller biografischen Einträge widmen sich Frauen. Zudem sind Autorinnen bei Wikipedia stark unterrepräsentiert, da aktuell nur 15 Prozent Frauen Wikipedia-Inhalte editieren. Warum also nicht das Recherchierte gleich online publizieren und vorhandene Inhalte ergänzen? Ein Wiki-Workshop legte den Grundstein für einen Gender-Edit-a-thon, dessen Ergebnisse unter diesen Links eingesehen werden können:
Zwischen bürgerlichem Ideal und Ausnahme:
Elisabeth Schultz – Autorin: Carolin Nonnenmacher
Philippine Wolff-Arndt – Autorin: Joanna Greiner
Beruf Kunstgewerblerin:
Maria Lühr – Autorin: Annika Bohn
Frieda Blanca von Joeden – Autorin: Clara Dolder
Dore Mönkemeyer-Corty – Autorin: Mia Lauhoff
Moderne Gestalterinnen:
Evelyn Wyld – Autorin: Annika Seiff
Dorothea Suffrian – Autorin: Veronica Obenauer
Marta Erps-Breuer – Autorin: Esther Helios
Emanzipierte Designerinnen:
Gerda Müller-Krauspe – Autorin: Corinna Stephan
Kerstin Bartlmae – Autorin:Maria Moya Otalora
Kinga Dózsa-Farkas – Autorin: Katharina Koch
Feministisches Design:
Sheila Levrant de Bretteville – Autorin: Melina Waitz
Aktuelle Positionen:
Anette Lenz – Autorin: Lara Bölsche
Loraine Furter – Autorin: Julia Tebbe
Grafik: Marcel Backscheider