Matter & Meaning
A Research on Text and Textile Towards Alternative Fashion Perspectives

Text besitzt nicht nur eine etymologische Verbindung zu Textil, sondern auch eine metaphorische. Vilém Flusser sagte bereits, dass „das Wort „Text“ etymologisch ein Gewebe und das Wort „Linie“ einen Leinenfaden bedeutet. Texte aber sind unfertige Gewebe: Sie bestehen aus Linien (der „Kette“) und werden nicht, wie fertige Gewebe, von vertikalen Fäden (dem „Schuß“) zusammengehalten […]. Der Schreibende webt Fäden, die vom Empfänger aufgelesen sein wollen, um durchwoben zu werden. Erst dadurch gewinnt der Text an Bedeutung.“ Flusser Vilém, „Die Schrift. Hat Schreiben Zukunft?“, 1987, Frankfurt am Main, S. 40.
Die Publikation Matter & Meaning untersucht die Beziehungen von Textlichem und Textilem. Sie besteht aus einer Ansammlung von 50 Texten aus Kunst- und Designforschung sowie konzeptionellen Designansätzen, die die Dringlichkeit eines neuen Modesystems ansprechen und zu einer Neudefinition aktueller Werte und Prinzipien beitragen. Der Inhalt ist in vier Teile — A, B, C und D — unterteilt, die sich neben kritischen Mode-Diskursen und Manifesten vor allem mit der Wiederentdeckung und Anerkennung der menschlichen und materiellen Dimension der Mode befassen.




Den rote Faden des Buches konstruieren hervorgehobene Schlüsselwörter, die die Texte inhaltlich miteinander verknüpfen, sodass ein Hypertext entsteht, der die gewohnte statische Ordnung eines Buches aufbricht. Immer wenn ein Schlüsselwort in einem Absatz eines Textes vorkommt, wird ein Einzug vorgenommen und mit einem Zeilenzähler versetzt, um das Wort auf die jeweilige Zeile zurückzuführen. Im hinteren Teil des Buches werden alle vorkommenden Schlüsselwörter mit zugehöriger Zeile und Seitenzahl aufgezeigt. Durch die Vernetzung der Texte untereinander, entsteht ein dynamisches Gewebe, das neue Bedeutungen schafft. Da ein neuer Mode-diskurs vor allem die Bedeutung der Anerkennung von Materialität in den Vordergrund stellt, ist auch in der Gestaltung des Buches ein besonderes Augenmerk auf Haptik gerichtet. Dies zeigt sich insbesondere in der Farbwahl für Einzüge und Bilder, welche in Silber gedruckt sind.
Das Buch wird schließlich selbst zum Textil. Die vier Teile des Buches bilden den Stoff für vier selbstangefertigte Kleidungsstücke, die je einem Teil des Buches zugeschrieben sind. Die Teile A,B,C und D materialisieren sich zu einem Top, Ärmeln, Hose und Rock. Das Buch wird so performativ in den Raum geholt und letztlich wieder zurück ins Buch geführt.
