Tom Kha Gai und fette Fritten – ein Poetry Lab

Gedichte sind kleine, in sich abgeschlossene gedankliche Einheiten. Es sind „snackable thoughts“, die den Blick für das Nebensächliche schärfen und das Alltägliche untersuchen wie hochverdichtete Reportagen – und damit durchaus sehr zeitgemäß. „Ein Gedicht nimmt sich das Recht, die Dinge so zu denken und zu sehen, wie sie noch nie zuvor bedacht und gesehen worden sind“, sagt der Lyriker und Georg-Büchner-Preisträger Jan Wagner. Gedichte können nicht falsch oder richtig sein. Sie sind gut, sie berühren, sie regen zum Nachdenken an – oder eben nicht.
Schreiben ist immer auch ein Wagnis. Schreiben hat mit Vertrauen zu tun, denn stärker als etwa eine Illustration, ein Gemälde oder ein Foto legt gerade ein lyrischer Text Persönliches, bisweilen Intimes frei. Eben genau deshalb, weil er die Dinge beim Namen nennt oder ungewöhnliche Sprachbilder nutzt, die jenseits aller Klischees ein neues Licht auf die Dinge werfen. Und er ist dann am stärksten, wenn er auch etwas riskiert. Wenn er einen Blick in den eigenen Abgrund erlaubt.
Ein Semester lang haben die Studentinnen und Studenten die Poesie des Supermarkts erkundet und die von vertrockneten Zimmerpflanzen. Sie haben die poetische Kraft von Tiefgaragen, Wartezimmern und Autobahnraststätten untersucht, von unaufgeräumten Küchentischen, kargen Hinterhöfen und Kindheitserinnerungen. Dabei sind Oden an den Regenwurm, Hymnen auf die Zigarettenkippe, den Süden und die Nacht entstanden, intensive Momentaufnahmen, flüchtige Zeilen über Nähe und Distanz und kämpferische Texte zu Gleichberechtigung und Umweltschutz.
Buchgestaltung
Thea Arndt, Annika Hetzel
Fotos
Selina Herzog





