Interdiszipliäres Semesterprojekt Fachbereich Gestaltung
Prof. Dr. Isabel Naegele & Prof. Dr. Petra Eisele
WiSe 2022/23
Design kann helfen, die Welt
ein wenig besser zu machen.
Universal Design und Normen sind wertvoll für die Prüfung von Räumen und digitalen Diensten, berücksichtigen aber keine Emotionen. Im Gegensatz dazu verlegt Inklusives Design den Schwerpunkt auf den Prozess und stellt den Menschen mit seiner gesamten Vielfalt in den Mittelpunkt einer ganzheitlichen Designauffassung.
Genau hier setzt das Semesterprojekt und die begleitende Vortragsreihe „Touch Me: What Inclusive Design Can Do“ an: Sie hilft uns im Sinne eines Dialogs, menschliche Geschichten und Emotionen kennenzulernen – die Grundlage gelebter Erfahrung und der Beginn, inklusive Aspekte in Zukunft selbstverständlich bei gestalterischen Konzeptionen zu berücksichtigen.
Das Interdisziplinäre Projekt vereinte auf der einen Seite theoretisch-reflektierende und praktisch-forschende Fragestellungen zum Thema Inklusion von blinden und sehbehinderten Menschen. Auf der anderen Seite integrierte es ganz bewusst alle Design-Disziplinen, die im Fachbereich Gestaltung an der Hochschule Mainz gelehrt werden: Kommunikationsdesign, Innenarchitektur und Zeitbasierte Medien. Ziel war es, aus direkten sinnlichen Erfahrungen und theoretischem Input gestalterische Reflexionen anzustoßen, aus denen neue Ideen für inklusive Projekte entwickelt werden.
Zur Auftaktveranstaltung des interdisziplinären Semesterprojekts besuchten die Studierenden die Ausstellung „Dialog im Dunkeln“ im DIALOGMUSEUM Frankfurt, dem Kooperationspartner, um dann – nach einem kurzen Workshop – noch ein „Lunch in the Dark“ im Austausch mit den blinden und sehbehinderten Guides zu erleben. Am gleichen Abend startete die begleitende Vortragsreihe mit intensiven Gesprächen und Fachbeiträgen.
Projekt: Open Doors – Leitfaden für ein barrierefreies LUX
Ein respektvoller Umgang mit unseren Mitmenschen ermöglicht ein harmonisches Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Hierzu gehören auch Personen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen und Einschränkungen. Diese Personengruppen werden jedoch in unserem Alltag nicht immer adäquat berücksichtigt. Aus diesem Grund haben sich vier Studentinnen mit Wegen auseinandergesetzt, das LUX, den Showroom der Hochschule Mainz, barrierefreier zu gestalten.
Durch vielfältige Ansprachen werden unterschiedliche Personengruppen willkommen geheißen: Von Animationen in Gebärdensprache bis hin zur Integration barrierefreier Aspekte im Leitsystem oder der Beschilderung des Weges zum Fahrstuhl wurden die verschiedensten Barrieren mithilfe visueller Gestaltungsmittel abgebaut. Abschließend wurden alle Erkenntnisse und gestalterischen Ergebnisse in einem Booklet dokumentiert.
Cara Schwering, Enna Raker, Marlene Stein, Greta Pohns
Projekt: Ich fühle was, was du nicht siehst
Wie nehmen wir Orte wahr, wenn wir uns nicht auf unsere visuellen Eindrücke verlassen können? Unsere Ausstellung „Ich fühle was, was du nicht siehst“, beschäftigt sich mit besonderen Orten und wie wir sie wahrnehmen. Dabei verfolgen wir die These, dass Sehen nicht nur visuell ist und dass eine Vorstellung auch durch andere Sinne entstehen kann. Dafür treten wir in Dialog mit fünf sehbehinderten und blinden Menschen. Wir besuchen gemeinsam einen von ihnen ausgewählten Ort und sprechen über Erinnerungen und sinnliche Erfahrungen.
Die Ausstellung umfasst fünf Stationen, die jeweils einem Ort zugeordnet sind. In Audio-Duschen werden Umgebungsgeräusche und Ausschnitte der Dialoge abgespielt. Durch Objekte in Tastkästen wird an jeder Station ein weiteres Detail über den Ort erfahrbar. Das gleichzeitige Ansprechen verschiedener Sinne fügt die Vorstellung des Ortes im Kopf zusammen und weckt Neugier.
Zusammengefasst wird die Erfahrung durch ein versiegeltes Zine, welches unsere Erlebnisse bündelt und Aufschluss über die Orte gibt.
Durch die Begegnungen haben wir erlebt, dass die visuelle Wahrnehmung zum Teil von anderen Sinnen ablenkt und dass wir uns im Alltag auf das Sehen extrem verlassen: Orte verändern sich, wenn der visuelle Sinn außen vorgelassen wird.
Annelina Stahmer, Johanna Moog, Lisa Henke, Moritz Bräuer, Marie Schöpf
Projekt: Blind die Welt neu sehen
„Blind die Welt neu sehen“ ist eine circa acht Minuten lange Animation, die das innere Sehen von blinden Personen thematisiert. Wir beziehen uns auf das Essay von Oliver Sacks „Was Blinde sehen“ und erzählen von den Erfahrungen dreier blinder Personen, die in dem Essay vorgestellt werden: Jacques Lusseyran, John Hull, und Sabriye Tenberken.
Unser Ziel ist es, Sehende über die vielfältigen Erfahrungen blinder Personen zu informieren und sie für das Thema zu sensibilisieren, sodass es weniger fremd ist, denn wir glauben, dass eine aufgeklärte Gesellschaft eine inklusivere Gesellschaft ist. Am Ende des Videos verweisen wir zudem auf Literatur, in der die Betrachter mehr über das Thema erfahren können.
Indem die bunten bewegten Illustrationen sowie der vorgelesene Text das Thema unterhaltsam vermitteln, wollten wir den Einstieg in das Thema erleichtern. Uns war es wichtig, Klischees zu vermeiden, weshalb wir kein Schwarz oder Weiß in der Animation verwenden, – auch da blinde Personen mehr als nur Dunkelheit sehen können. Wir haben bewusst ein buntes, aufgewecktes Farbschema angewendet, um das Optimistische/Positive in den Geschichten zu unterstreichen. Zudem wollten wir möglichst inklusiv gestalten, weshalb wir den Text sowohl sprechen als auch in Form von Untertiteln in das Video einbinden. Um bei den Untertiteln einen angemessenen Farbkontrast und gute Lesbarkeit sicherzustellen, haben wir diese in weißer Schrift mit schwarzer Kontur gesetzt.
Die Animation ist als Semesterprojekt im interdisziplinären Projekt „TOUCH ME: What Inclusive Design Can Do“ entstanden.
Corinna Stephan, Lea Ploch