Alex Grein
Professorin für Fotografie
Eine kurze Ode an die Fotografie.
Fotografie ist ein durchaus sensibilisierendes Medium. Durch die Kamera fällt die Sicht auf einen Ausschnitt unserer Welt: Dafür wird einen Moment innegehalten, beobachtet und ausgelöst. Das Einfangen von Licht und das Zeichnen eines Motivs auf einen analogen Film oder einen digitalen Sensor ist Bestandteil dieses Prozesses.
Fotografie geht jedoch auch weit über das Bedienen des klassischen Apparats hinaus. Auch die Software, mit der ein Bild bearbeitet wird, ist fotografisches Werkzeug. Ebenfalls dazu zählen die Geräte, die eine Materialisierung digitaler Fotos ermöglichen, also alle Belichtungs- und Druckapparate, aber auch Screens und Beamer erzeugen Bilder. Fotografische Werkzeuge sind auch die Algorithmen und Programme, die Fotografien für uns sortieren, priorisieren, verschicken oder automatisiert löschen. Das Feld der fotografischen Werkzeuge heute ist also enorm groß.
Allen Werkzeugen gemein ist das Potenzial, ein Bild, eine Narration zu erschaffen. Das birgt Verantwortung und die Reflexion über das eigene Handeln. Gerade in einer Zeit omnipräsenter, unermüdlicher Bildproduktion und sich im Sekundentakt erweiternden Bildarchiven erfährt die Kontextualisierung von Bildmaterial enorme Bedeutung. Durch den virtuellen Raum entsteht eine neue Realitätsebene, die die Fotografie vor neue Herausforderungen stellt. Dies erfordert eine verantwortungsbewusste Nutzung, eröffnet aber auch neue Experimentierfelder. Dabei sind potenzielle Fehlerquellen, das Scheitern an der Technik ebenso reizvoll wie die Rückführung ins Physische, die Auswahl des Materials und das Verschmelzen von Material und Bild.
Diese kurze Ode an die Fotografie soll die Vielfalt des Mediums widerspiegeln, das Ausloten fotografischer Möglichkeiten sowie ihre Reflexion, Befragung und Herausforderung durch den Einbezug weiterer Darstellungsformen aufzeigen, um (neue) Perspektiven zu suchen und Handlungsweisen zu finden.